Comic-Empfehlungen August 2020

Leider ist mein letzter Beitrag schon wieder viel zu lange her, doch hiermit gelobe ich Besserung. Ich habe mir ein neues Format überlegt und werde für euch nun jeden Monat (manchmal vielleicht auch alle zwei Monate) das tun, weshalb ich eigentlich hier bin: Ich stelle euch Comics vor. Da ich recht viele Comics lese, präsentiere ich euch immer einen bunten Strauß mehrerer Titel, die ich in dieser Zeit für besonders erwähnenswert betrachte.

Da die “Fachbegriffe” und Abkürzungen aus der Comic-Welt vielleicht für den ein oder anderen Leser neu sein könnten, habe ich mich dazu entschlossen, entsprechende Begrifflichkeiten mit einem * zu markieren und im angehängten Glossar kurz zu erläutern.

DC Horror Der Zombie Virus

Story 

Zwar hat die Justice League gerade eine Invasion des kosmischen Bösen Darkseid abgewehrt, dieser hat jedoch sein Ziel erfüllt. So ist er im Besitz beider Teile der “Anti-Lebens-Formel”, durch deren Kombination die Erde verbrannt wurde. Es wurde ein neu- und bösartiges Virus auf die Welt losgelassen, das jeden der mit dem Virus in Berührung kommt in ein blutrünstiges Monster verwandelt. Besonders pikant: Die Monster behalten die Kräfte der Personen, die sie einmal waren.

Meinung

Bei Paperback haben wir den Begriff “Comic-Quatsch” für Geschichten oder Twists etabliert, die am Ende nur in einem Comic funktionieren würden und die man am Ende vermutlich auch nur in einem Comic erleben kann (der Begriff ist sowohl positiv als auch negativ einsetzbar). DCeased (aus gewissen Gründen weigere ich mich den recht plumpen deutschen Titel zu benutzen) ist quasi dafür geschaffen, um diesen Begriff zu erklären. Im positivsten Sinne. Die Elseworld*-Geschichte feuert aberwitzige Plotpoints und Situationen auf den Leser und bleibt dennoch in sich selbst stimmig. Die Geschichte nimmt sich ernst und gleichzeitig funktioniert der hanebüchene Quatsch, der einem von der Geschichte aufgetischt wird. Es wird sich Zeit für die Charaktere und die Auswirkungen auf die Geschehnisse genommen. Gegen Ende wird es sogar recht gefühlvoll. – Und das alles in einer Zombiegeschichte, in der ein zombifizierter Atom Menschen infiziert, indem er sich auf die Größe von roten Blutkörperchen schrumpft. Das muss man erst einmal hinbekommen. Kurz gesagt: Anspruch braucht man hier nicht zu erwarten, dem Spaß, den die Geschichte transportiert, tut das alles keinen Abbruch.

Hardfacts

Verlag: DC Comics (US), Panini Comics (DE)

Autor: Tom Taylor

Artists: Darick Robertson, Laura Braga, Stefano Gaudiano, Trevor Hairsine

Format:  SC *

Umfang: 228 Seiten

Inhalt: DCeased 1-6 & DCeased: A Good Day To Die 1

Preis: 24,00 € (DE), 19,26 $ (US)


They called us enemy – Eine Kindheit im Internierungslager

Story

In diesem biografischen Comic erzählt George Takei – bekannt aus Star Trek in seiner Rolle als Mr. Sulu – aus seiner Kindheit während des zweiten Weltkrieges. Als japanischstämmige Amerikaner wurde er mit seiner Familie von der US-Regierung nach dem Angriff auf Pearl Harbor in ein Internierungslager gesteckt. Insgesamt wurden 120.000 japanischstämmige Amerikaner als Verräter gebrandmarkt; ihr Besitz wurde ihnen entzogen. Des Weiteren wurden sie gezwungen, sich zwischen ihrer amerikanischen Heimat – die sie nur widerwillig duldet – und dem Land, das sie lange hinter sich gelassen haben und in dem sie potentiell nichts erwartet, zu entscheiden. Die gesamte Geschichte wird dabei aus den unschuldigen Augen eines Kindes erzählt und zeigt auf eindringlichste Art erschreckende Parallelen zur aktuellen geopolitischen Lage.

Meinung

Dieser Comic hat mir meine Unwissenheit und auch fast eine gewisse Art von Ignoranz vor Augen geführt. Beim Lesen fiel mir auf, dass ich mir zu keiner Sekunde in meinem Leben darüber bewusst war, dass auch japanischstämmige Amerikaner in der Zeit nach Pearl Harbor in Internierungslager gepfercht wurden. Mit diesem Comic bekommt man nicht nur ein Stück Geschichte präsentiert, es wird auch immer wieder ein Bogen zu aktuellen Ereignissen gezogen. Dadurch, dass die Geschichte aus den Augen eines Kindes erzählt wird, kommt es zwar immer wieder zu bittersüßen und fast amüsanten Situationen, der Comic scheut sich dann aber auch nicht, die bittere Realität auszuerzählen. Gerade ein Dialog, den George Takei im späteren Verlauf mit seinem Vater führt, hat mich begeistert. They called us enemy ist der perfekte Titel, den man comicfernen Leuten zur Hand geben kann, um ihnen zu beweisen, dass Comics eben nicht immer nur bunte Bildchen mit Superhelden sind. Hierbei handelt es sich schlicht um ein großartiges Werk, das man gelesen haben sollte. 

Hardfacts

Verlag: IDW (US), Cross Cult(DE)

Autoren: George Takei, Justin Eisinger, Steven Scott

Artist(s): Harmony Becker

Format: HC*

Umfang: 208 Seiten sw*

Inhalt:They called us enemy

Preis: 25,00 € (DE), 19,99 $ (US)


X-Men: House of X & Powers of X

Story

Charles Xavier lebt wieder und verhilft den Mutanten im Marvel-Universum endlich zur nächsten Stufe. Die Mutanten gründen eine unabhängige Nation und versuchen so den Kreis aus Hass, Ablehnung und dem ewigen Rassismus zu entfliehen. Doch die Gründung der Nation stößt nicht nur vonseiten der Menschen auf Widerstände, sondern auch von manchen Mutanten. Außerdem bekommen wir einen Vorgeschmack auf die zukünftigen Auswirkungen der aktuellen Geschehnisse und einen Blick in die Vergangenheit enthüllt dabei einen lange gehegten Plan.

Meinung

Endlich ist der Kreativ-Wechsel bei den X-Men gekommen. Die strauchelnde Reihe rund um die Mutanten hat in den letzten Jahren so einige Probleme mit den sich immer weiter verästelnden Unterserien bekommen. Es fehlte eine stringente Haupthandlung und so verlor man immer wieder den Faden, wenn eine Reihe wüst unterbrochen wird mit der Bemerkung, dass es jetzt in einer ganz anderen Reihe weitergeht. Mit Jonathan Hickman hat Marvel scheinbar genau den richtigen Autor gefunden. Er greift die X-Men mit ungeheurem Respekt und dem nötigen Fingerspitzengefühl an und erschafft einen Status Quo, der mich als alten X-Men-Leser endlich wieder dazu bringt, mich für die Reihen zu interessieren. Dabei wird auch der äußerst schwierige Spagat zwischen Neuleser und alteingesessenen Fans mit Bravour geschafft. Als Neuling muss man sich an ein paar Punkte sicherlich zunächst gewöhnen. Da hier aber ein komplett neuer und anderer Status Quo geschaffen wird, der dann in der eigentlichen Heftserie erzählt wird, gibt es aktuell kaum einen besseren Punkt, um in die wunderbare Welt der Mutanten abzutauchen. Dass dabei nebenbei noch einer der besten Twists der X-Men-Reihe erzählt wird – der zugegebenermaßen bei Neulingen eher Fragezeichen hervorrufen wird – ist für mich nur das wunderbare i-Tüpfelchen. 

Hardfacts (Band 1)

Verlag: Marvel Comics (US), Panini Comics (DE)

Autor: Jonathan Hickman

Artists: Pepe Larraz, R.B.Silva

Format:  Softcover

Umfang: 108 Seiten

Inhalt: House of X1, Powers of X1

Preis: 10,99 € (DE), 47,99 $ (US Gesamt Trade*)

Glossar

Elseworld: Eine Geschichte, die abseits der festgelegten Kontinuität spielt. Das heißt das diese Geschichte keine Rücksicht auf aktuelle Geschehnisse in den Hauptreihen der Figuren nehmen muss und die Kreativen im Hintergrund quasi freie Hand besitzen.

sc: Softcover

hc: Hardcover

sw: schwarz/weiß

Trade: Kurzform für Tradepaperback. Unter einem Paperback versteht man die Sammlung von mehreren Einzelheften. Ein Trade enthält meistens eine mehr oder weniger abgeschlossene Rahmenhandlung. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert