Anime

Haikyu!!

Erst einmal sollte ich mich hier entschuldigen. Eigentlich sollte dieser Artikel online gehen als die erste Staffel von Haikyu!! auf Netflix releast ist. Da dies aber eine Woche bevor ich damit gerechnet hatte, passiert ist, habe ich den Artikel verschoben. Als ich mich dann an den Artikel setzen wollte, ist die dritte Staffel auf Wakanim erschienen und ich bin zunächst mal in den „Binge-Modus“ verfallen und hab die dritte Staffel an zwei Abenden weggeatmet. Und ja, hier kann man schonmal sagen: Das ist der erste Qualitätsindikator dieser wundervollen Serie. Aber dazu später mehr.

Erst einmal: Was ist Haikyu!! eigentlich und worum geht es?

Trailer Staffel 1

In dem Anime geht es um den jungen (erst einmal) Mittelschüler Shoyo Hinata und dessen Passion für das Volleyballspielen. Leider gibt es in seiner Schule keine passende AG und er stellt selbst ein Team zusammen. In ihrem ersten offiziellen Match werden sie von dem Team des genialen Zuspielers Tobio Kageyama komplett vernichtet. Hinata kann zwar in einem entscheidenden Moment seine verborgenen Talente an den Tag legen, muss sich letztlich aber mit der Niederlage zufrieden geben. Als sich beide Charaktere dann für die gleiche Oberschule entscheiden, müssen sie erst einmal lernen sich in das bestehende Mannschaftssystem einzufügen. Es wird jedoch schnell klar, dass die Kombination dieser beiden sehr unterschiedlichen Charaktere die gefallenen Krähen des Karasuno Volleyball Clubs wieder zu alten Höhen führen könnte.

Haikyu!! ist auf den ersten Blick also ein typischer Sports-Anime im Stile von Captain Tsubasa (die aktuelle Neuauflage ist auch den ein oder anderen Blick wert). Klar das Production Value ist sehr hoch und der Look  gehört wohl zum Hochwertigsten, was ich bisher sehen durfte (ganz im Gegensatz zum Manga, den ich leider echt unansehnlich finde). Unter der Oberfläche verbirgt sich aber mehr als man es eben auf den ersten Blick erwartet.

Die Serie nimmt sich Zeit, dem Zuschauer immer wieder auch die Regeln des Spiels zu erklären, da Haikyu!! ein sehr realitätsnaher Anime ist, der ohne übertriebene Flammenschläge des Teufels auskommt und sich voll und ganz auf den Sport selbst und das Mannschaftsgefüge konzentriert. Es gibt die typischen Trainingslager und auch Spiele und Turniere kommen nicht zu kurz. Die Intensität der Spiele steigert sich über die ganze bisher erschienene Serie regelmäßig und gipfelt in den zehn Folgen der dritten Staffel die einfach nur ein Match darstellen. Und wer jetzt vielleicht denkt das dies zu lange ist dem kann ich hier sagen: Was in diesen zehn Folgen der dritten Staffel an Charakterentwicklung steckt, hätte ich im Vorfeld nicht für möglich gehalten.

Der Anime nimmt sich seine Zeit, um die Figuren, die im Zentrum der Handlung stehen, zu jeder Zeit im richtigen Maße zu beleuchten. Rückblenden geben den Figuren mehr charakterliche Unterfütterung (keine Sorge: Rückblenden nehmen nie überhand) und schnell wächst einem die Mannschaft rund um die Krähen von Karasuno ans Herz. Jedoch nimmt sich die Serie auch ihre Zeit für die wichtigsten Gegner und Rivalen und so drückt man auch manchmal dem ein oder anderen „Antagonisten“ (einen wirklichen Antagonisten muss man bis auf eine Ausnahme in dieser Serie aktuell nicht erwarten) vollkommen unbewusst die Daumen.

Die Nähe, die man zu den Charakteren empfindet, manifestiert sich schnell in Form eines unglaublichen Mannschaftsgefühls, von dem ich mir eigentlich sicher bin, dass ich das in bisher keinem anderen Sports-Anime in diesem Ausmaß gefühlt habe. Man bekommt selbst als unsportlicher Typ, der Volleyball früher in der Schule immer gehasst hat (ich), schnell Lust, Volleyball zu spielen. Das liegt aber auch abseits der wundervollen Chemie der Mannschaft und ihrer unterschiedlichen Charaktere an der unglaublichen Intensität der Matches.

Dadurch, dass man einer wieder aufstrebenden Mannschaft zuschaut, ist der Sieg in wichtigen Spielen zu keiner Zeit als gegeben anzusehen und man fiebert ab dem ersten Spiel mit den Charakteren mit. Bittere Niederlagen gehören zu dem Werdegang dieser Mannschaft genauso dazu wie erlösende Siege. Durch diesen Aspekt bleibt jedes Match bis zum Ende hin spannend und es ist mir nicht selten passiert, dass ich gejubelt und mit den Charakteren gefeiert habe oder eben mit ihnen die Tränen wegwischen musste.

Durch die Hochglanz-Optik und die schiere Geschwindigkeit der Ballwechsel entsteht ein unglaublicher Flow, der zum schnellen Konsum der Serie anregt. Die insgesamt 60 Folgen (Staffel 1 und 2 je 25 Folgen und Staffel 3 10 Folgen) sind ein rundes Gesamtpaket und am Ende der dritten Staffel hat man gefühlt einen ersten Abschlusspunkt erreicht. Es wird natürlich weiter gehen und weitere Arcs und vor allem Highlights (die Schlacht am Müllplatz kann man hier schonmal für die Kenner erwähnen) sind absehbar. Doch hier kann man sich zum ersten Mal gemütlich zurücklehnen und nicht direkt nach weiteren Folgen gieren (zumindest mir ging es so).

Vor allem die ersten beiden Staffeln habe ich in den letzten zwei Monaten bereits drei Mal gesehen und nun da die dritte Staffel auch verfügbar ist und den ersten Kreis schließt, juckt es mir bereits in den Fingern, die Serie erneut anzufangen. Das dürfte wohl das höchste Kompliment sein, das ich dieser Serie machen kann. Ich könnte mich tatsächlich stundenlang über diese Serie auslassen und nach dem Ende der dritten Staffel musste ich auch erst einmal dem guten Kris eine spoilerfreie Sprachnachricht zusenden, in welcher ich einige Lobeshymnen trällern musste. Kris konnte ich mittlerweile von der Serie überzeugen und ich vielleicht konnte ich auch hier etwas Überzeugungsarbeit leisten. Für mich ist Haikyu!! schlicht und einfach der beste Sports-Anime, der bisher produziert wurde und auch in meiner aktuellen Anime Topliste spielt Haikyu!! locker unter der Top-2 mit.

Wie bereits gesagt ist die erste Staffel bei Netflix verfügbar und die Staffeln 1-3 gibt es sowohl in deutsch als auch im Original mit Untertiteln bei Wakanim. Wer sich darüber hinaus noch einen Eindruck von der Qualität der Serie machen möchte, kann die erste Folge der ersten Staffel legal auf dem Kanal von Ninotaku bei Youtube schauen, der auch eine kleinere aber sehr gute Sprecherrolle in der Serie einnehmen durfte.

The Promised Neverland

An diesem Punkt sollte ich mich vielleicht erst einmal vorstellen. Ich habe hier auf dem Blog zwar schon einmal etwas geschrieben (eine kleine Review zu Division 2), aber da ich mich von nun an hier fest um die Comic-, Manga- und Anime-Ecke kümmern werde, ist es nun Zeit für eine offizielle Vorstellung. Mein Name ist Chris, im Internet bin ich als reumeier unterwegs und ich habe einen Podcast, in dem ich über genau die Themen rede, über die ich jetzt hier auf darfichvorstellen.com schreiben werde. Um euch mal einen kleinen Einblick über meine Lese- und Schauvorlieben zu geben, werden meine ersten Reviews auf dieser Seite zum großen Teil meine All-Time-Favorites abbilden.

Den Anfang mache ich mit The Promised Neverland. Der Manga ist in meinen Augen aktuell und vielleicht auch insgesamt der wohl am besten geschriebene und spannendste Manga, den man sich zulegen kann. Nun ist es gerade bei einem solchen Comic schwierig, meine Begeisterung zu transportieren, ohne dabei zwangsläufig den ein oder anderen Spoiler zu nennen. Bereits die erste Wendung der Geschichte im ersten Kapitel will ich eigentlich nicht vorwegnehmen. Deshalb werde ich in der ersten Hälfte dieses Artikels völlig spoilerfrei erzählen, was mir an The Promised Neverland gefällt. In dem Zusammenhang werde ich auch Vergleiche zu anderen Anime- und Manga-Geschichten ziehen. Für diejenigen, denen Spoiler nichts ausmachen, fasse ich die Geschichte bis Band 3 in der zweiten Hälfte zusammen. Wer den Anfang der Reihe bereits kennt, bekommt dabei noch einen kleinen Einblick in den zweiten Arc der Geschichte und die aktuellen Bände spendiert. Aber auch hier versuche ich, die größeren Spoiler zu umschiffen und dafür die Faszination dieser Reise umso mehr in den Vordergrund zu stellen.

The Promised Neverland ist ein Manga, der von Kaiu Shira geschrieben und von Posuka Demizu gezeichnet wurde. Der Manga erscheint hierzulande mittlerweile im achten Band bei Carlsen Manga. Eine Anime Adaption der Geschichte ist bereits in Japan im Umlauf und kann hier auf legalem Wege über den Abo-Dienst Wakanim im Original mit Untertiteln angeschaut werden.

Wenn ich The Promised Neverland mit anderen Manga vergleichen müsste, wäre es wohl eine Mischung aus Attack on Titan und Death Note. Von Attack on Titan nimmt man die unbarmherzige Welt, die keine Charaktere verschont und von Death Note die Mindgames sowie die extrem schlau geschriebenen Charaktere. Heraus kommt ein Werk, das von der ersten Seite an faszinierend ist und eine Sogwirkung entfaltet, wie ich sie bisher bei keinem anderen Titel wahrnehmen durfte. Die Spannung ist in einzelnen Szenen geradezu greifbar und beim Lesen verfällt man schnell in einen Rausch, der einen den Manga nicht weglegen lässt, bis man auf der letzten Seite angekommen ist. Die meisten Bände schließen mit einem Cliffhanger ab, der sich in den meisten Fällen wahrlich sehen lassen kann. Was ich besonders hervorheben muss, ist das großartige Worldbuilding und das noch bessere Erzähltempo. Bevor man sich an einer Szenerie auch nur ansatzweise satt gesehen hat, geht es auch schon weiter und die Spannungskurve verläuft permanent steil. Die Charaktere handeln dabei in höchstem Maße nachvollziehbar und auch wenn die Protagonisten Kinder sind, wird durch den schlauen Aufbau der Welt alles erklärt und es kommt nicht zu einem unglaubhaften Moment.

Der Look in The Promised Neverland ist extrem hochwertig und wartet mit schönen Charakter Designs auf, wie schon die Cover jedes einzelnen Bandes deutlich machen. Gerade die Protagonisten wissen zu gefallen, doch auch die Nebencharaktere werden gekonnt in Szene gesetzt und bis auf wenige Ausnahmen sehen auch alle Figuren einzigartig aus, wodurch es beim Lesen des Manga nie zu Verwechslungen kommt. Die Welt wird in einem vergleichbaren Niveau dargestellt und besticht immer wieder mit fein ausgearbeiteten Details im Hinter- und Vordergrund.

Wenn euch das bisher Geschriebene bereits überzeugt würde ich euch empfehlen, The Promised Neverland eine Chance zu geben und jetzt nicht weiter zu lesen. So werde ich ab dem nächsten Abschnitt auf die Geschichte der ersten Bände eingehen. Spoilerwarnung ab hier:

Im ersten Kapitel lernen wir die Kinder vom Grace Field House kennen. Dieser Ort ist ein idyllisches Waisenhaus, in dem viele Kinder auf eine Adoption warten. Drei der Kinder, die wir kennenlernen sind Emma, Norman und Ray. Sie sind die ältesten Kinder im Grace Field House und schließen bei den schulischen Tests immer mit einer vollen Punktzahl ab. Das macht sie zu Hochbegabten. Das Leben im Grace Field House lässt sich nur als idyllisch bezeichnen. Sie haben eine Betreuerin namens Isabella, die sie auch als Mutter bezeichnen und ein riesiges Gelände, auf dem sie sich geborgen fühlen dürfen. Eine der einzigen Regeln, die es im Grace Field House gibt, ist es, sich nicht dem Tor zu nähern, durch das die Kinder nach erfolgter Adoption zur Abreise schreiten. Als eines Tages eines der jüngeren Mädchen namens Conny einer Familie zugewiesen wird, vergisst sie ihren über alles geliebten Teddybären. Als Emma und Norman dies bemerken, beschließen sie zum Tor zu gehen, um Conny den Bären zu bringen. Dort angekommen machen sie eine Entdeckung, die das Leben im Grace Field House völlig verändern wird Sie finden die Leiche von Conny, die gerade von einigen menschlich wirkenden Monstern abgeholt wird. Die Auflösung: Das Grace Field House ist eine Farm, in der Menschen wie Herdentiere aufwachsen und ab einem gewissen Alter zur Schlachtbank geführt werden. Mit diesem Wissen versuchen Emma und Norman mit Ray an ihrer Seite einen Plan auszuhecken, wie sie alle Kinder von der Farm retten und gemeinsam in eine ihnen unbekannte Welt fliehen können. Doch Isabella weiß, dass einige der Kinder die Geheimnisse aufgedeckt haben und arbeitet deswegen im Verborgenen mit Maulwürfen daran, die Verschwörer zu enttarnen. Es entbrennt ein psychisches Katz und Maus Spiel, bei dem es um Leben und Tod geht.

Damit wäre die Prämisse der Handlung beschrieben und da ich eben erwähnt hatte, dass ich nur Geschehnisse aus den ersten Bänden beschreibe, sollte auch jedem klar sein, mit welchem Tempo The Promised Neverland erzählt wird. Das ist jedoch nicht schlechtes, denn so entfaltet sich die Sogwirkung und die Spannung nur noch mehr. Man kann nie wissen was genau im nächsten Panel passiert. Jede Seite ist wichtig, jeder Dialog spannend und alles kann die Handlung am Ende vorantreiben. Dabei werden dem Leser an gewissen Punkten auch mal Details vorenthalten, um am Ende auf einen noch besser ausgearbeiteten Reveal hinauszulaufen. Erzählerisch braucht sich der Manga vor nichts zu verstecken.

Als ich zuletzt den Anime gesehen habe und somit wusste, wie einzelne Szenen ausgehen, war ich im Sog gefangen. Man merkt beim Lesen und Schauen einfach nicht, wie die Zeit vergeht und ehe man sich versieht, hat man auch schon wieder einen weiteren Band in der Hand oder die nächste Episode angeschaltet. Diese Spannung bleibt der Reihe auch bis zum aktuellen Band erhalten. Somit mache ich nun eine weitere Ankündigung wahr und nehme euch mit in die weiteren Arcs von The Promised Neverland. Mehr denn je gilt: Weiterlesen auf eigene Gefahr.

Der erste Arc endet für die Kinder mit der Flucht aus dem Grace Field House. Doch nicht alle schaffen es zu entkommen und die jüngsten Kinder der Farm bleiben zurück, um den älteren nicht zur Last zu fallen. Von nun an müssen sich die Überlebenden in einer ihnen unbekannten Welt herumschlagen und mit den wenigen Anhaltspunkten auskommen, die ihnen zur Verfügung stehen. Schnell treffen sie auf den ersten Menschen, der so hoffnungslos wie feindselig erscheint und somit einen weiteren Vorgeschmack auf die Welt da draußen gibt.  

Im zweiten Arc wird die Welt von The Promised Neverland rasant vergrößert und mit jedem Kapitel erfährt man neue Einzelheiten darüber, wie genau alles miteinander zusammenhängt. Der Manga schafft es, Fragen genauso schnell zu beantworten wie er neue aufwirft und man wird als Leser nur tiefer in diese Welt hineingezogen. Erzählerisch wird sogar zum ersten Mal (sehr kurz) auf die Bremse getreten um den neuen Status Quo für alle Figuren zu festigen. Diese Verschnaufpause ist auch nötig, denn das Tempo bleibt einfach weiterhin gnadenlos hoch und ein Cliffhanger jagt den nächsten.

Ich hoffe, ich konnte euch die Faszination hinter The Promised Neverland ein wenig näherbringen. Das Thema ist für mich wirklich sehr schwer zu beschreiben, weil ich allein die Ausgangslage nach dem ersten Kapitel bereits als potentiellen Spoiler erachte. Selbst spätere Cover könnten als solche angesehen werden, aber ich muss über diese Serie reden und sie jedem ans Herz legen. Besseres Futter für alte und auch neue Mangahasen gibt es meiner Meinung nach aktuell nicht. Die überschaubare Anzahl von acht Bänden erleichtert den Einstieg zusätzlich. Gebt The Promised Neverland eine Chance und ich würde euch zu fast hundert Prozent versprechen, dass ihr sehr gut unterhalten werdet.