Wenn die Hallen der Koelnmesse mit Scharen von Stormtroopern, Nachtelfen und Postapokalypsen-Punks geflutet werden, von Bühnen Goodies in die Menge geworfen und Temperaturen jenseits der 30°-Marke geknackt werden, dann weiß man, es ist Gamescom! Richtig? Falsch! Knapp zwei Monate vorher lockt das neueste Event der Messegesellschaft – die Comic Con Experience (CCXP) – erstmals in Deutschland Comic-, Serien-, Film-, Anime-, aber auch Gamerfreunde in die heiligen Hallen. Ob wir auch in den kommenden Jahren mit Freude Teil dieses Spektakels sein werden, erfahrt ihr jetzt:
Das ursprünglich aus Brasilien stammende Unterhaltungsfestival ist nun auch zu uns herübergeschwappt und hat als erste Amtshandlung die im Jahr 2018 zum letzten Mal stattgefundene Role Play Convention (RPC) aufgesaugt. Wie auf dem bereits etwas zurückliegenden Presse-Event der CCXP angekündigt, sollen zentrale Elemente der RPC, wie etwa der Mittelaltermarkt und die kostümierten Fangruppen auch weiterhin ein fester Bestandteil des neuen Konzeptes bleiben. Doch was gab es nun letztlich zu sehen?
Gelockt wird der geneigte Besucher mit der Chance, seine Lieblingshelden und Stars zu treffen und überhaupt ein durchweg episches Erlebnis spendiert zu bekommen. Ist man jedoch kein Student, spendiert man für die Tageskarte erstmal locker satte 45 Flocken, was gemessen an den Gamescom-Preisen wirklich enorm ist, bedenkt man auch, dass die meisten Besucher vermutlich eher zur jüngeren Altersgruppe gehören. Aber dafür erhält man die Chance, Hollywood-Größen wie Idris Elba oder Jason Statham zu treffen. Es wird schnell deutlich, dass man hier etwas Großes aufziehen möchte. Doch so ganz möchte der Funke bei uns zunächst noch nicht überspringen. In den zwei von der Messe genutzten Hallen gibt es einige nette Sehenswürdigkeiten, wie das Batmobil, Hagrid’s Hütte oder ein täuschend echter AT-ST, aber für mehr als einen guten Selfie-Hintergrund reicht es dann doch nicht. Sehr gut gefallen haben uns hingegen die beiden Außenareale. Der Mittelaltermarkt mit seinen barbauchigen Schmieden, die bei extremer Hitze den Stahl zurechthämmern und dem wohlschmeckenden Met weiß durchaus Freude zu machen. Etwas schade fanden wir, dass sich nach einigen Gesprächen mit den Ausstellern herausstellte, dass die zur Verfügung stehende Fläche in den Vorjahren auf der RPC besser ausgefüllt werden konnte und sich einige Aussteller aufgrund des Führungswechsels der Messe dazu entschlossen haben, zumindest in diesem Jahr nicht dabei zu sein. Dass sich die RPC nicht nahtlos in das Konzept der CCXP einfügen konnte, wird auch auf dem zweiten Außenareal deutlich. Fangruppen, wie die Rotten Raptor’s, bauten mit viel Liebe zum Detail und äußerst authentischen Kostümen eine extrem hübsche postapokalyptische Landschaft auf, die genauso in Mad Max hätte existieren können…wären da nicht diese vielen Freiflächen, die das Gesamtbild leider etwas trüben. Ja, man könnte insgesamt sagen, dass da noch viel Luft nach oben ist. Auch die Hallen wirkten noch nicht so belebt, wie man es vermutlich gerne hätte.
Und dennoch: Wir hatten eine gute Zeit auf der CCXP, denn schließlich sind all diese Punkte kein Grund, das gesamte Event abzulehnen, sondern vielmehr darauf zu hoffen, dass Dinge, die jetzt schon gut sind, in den nächsten Jahren gesund wachsen können. Es ist das erste Mal, dass die CCXP in Deutschland stattfindet und wenngleich die Hallen noch einiges an Auffangkapazität bieten, wirken die Dinge, die schon da sind, sehr liebevoll und poliert. Jeder einzelne Stand ist schön anzusehen, besonders hervorzuheben sei da das kleine Harry Potter Lädchen, das hochwertige Drucke vom Tagespropheten und ähnlichem verkauft. Die Betreiber des Geschäfts, Miraphora Mina und Eduardo Lima, waren auch für die Filme als Grafiker für sämtliche Papiererzeugnisse verantwortlich. Wer also das nötige Kleingeld mitbringt, kriegt hier Fanart aus erster Hand. – Auf der Messe treffen wir immer wieder auf Fangruppen eines bestimmten Franchises, die uns mit Kostümen im Wert eines Kleinwagens beeindrucken. Ständig gibt es Choreografien, bei denen Laserschwerter aufeinandertreffen oder ein Jawa einen Androiden durch die gesamte Halle verfolgt, um an dessen wertvolle Teile zu kommen. Überdies kommt man wesentlich leichter mit Leuten in ein nettes Gespräch, wenn man sich nicht drängelnd und schwitzend durch völlig überfüllte Hallen quetschen muss. Bei der überschaubaren Anzahl an Besuchern und Hallen nimmt man sich für alles etwas mehr Zeit und verplappert sich unter Umständen auch mal mit ein paar netten Cosplayern. So vergehen keine 5 Sekunden, in denen man nicht staunen muss, wenn beispielsweise eine wie aus der Serie entsprungene Brienne von Tarth an einem vorbeistolziert und einen dabei noch um lockere zwei Köpfe überragt. So etwas sorgt für eine wahnsinnig tolle Atmosphäre und gibt der ganzen Messe eine Seele. Herzstück der CCXP ist hingegen ganz klar der gigantische Thunderdome. Hinter dem brachialen Namen verbirgt sich schlicht ein extrem großes Kino, auf dessen Leinwand exklusive Filmausschnitte oder Präsentationen gezeigt werden. Etwa eine Stunde lang bekam man als Zuschauer eindrucksvoll gezeigt, wie beispielsweise den aus Game of Thrones stammenden Drachen via Special-Effects Leben eingehaucht wurde, um danach von Jaime Lennister aka Nicolaj Coster-Waldau persönlich ein paar Insiderfacts aus der Serie erzählt zu bekommen. Grundsätzlich können wir sagen, dass die von uns besuchten „Vorstellungen“ durchweg interessant waren. Besonders schön: Der Thunderdome ist so dermaßen riesig, dass es nahezu keine Platzprobleme gab und alles sehr reibungslos und unkompliziert ablief. Und das ist nicht selbstverständlich, wenn man mal eben Jaime Lennister treffen will.
Fazit: See you 2020, CCXP
Uns hat der Besuch auf der Comic Con Experience gut gefallen. Es ist in jedem Fall schade, dass die Fangruppen rund um das Mittelalterfestival & Co. so spärlich gesät waren, doch wir hoffen, dass hier bis zum nächsten Jahr nachgebessert wird. Klar ist, dass man weiterhin investieren wird, um auch internationales Publikum und vielleicht noch mehr Stars verstärkt anlocken zu können. Dennoch hat uns auch die Nahbarkeit gefallen und dass man sich für alle Dinge Zeit nehmen konnte, wodurch man das stundenlange Anstehen der Gamescom gar nicht mal so sehr vermisste. Alles wirkte gut organisiert und wir hatten großen Spaß daran, an dieser „1st Edition“ der CCXP teilhaben zu dürfen. Gerne wieder, nur bitte mit mehr Metständen. Ein Feuerspucker wäre auch nicht schlecht. Achja und Fangruppen, Cosplay und Fangruppen! Ihr macht das ganze Ding erst lebendig! Dankeschön.